Unsere Erlebnisse und Erfahrungen teilen wir in der Familie nach jeder Reise miteinander, für Vergnügliches oder anderes. Hier aus Erlangen - vom Internationalen Comicsalon 2022.
Also: Was fiel auf? Hier meine persönlichen Eindrücke.
Unsere Erlebnisse und Erfahrungen teilen wir in der Familie nach jeder Reise miteinander, für Vergnügliches oder anderes. Hier aus Erlangen - vom Internationalen Comicsalon 2022.
Also: Was fiel auf? Hier meine persönlichen Eindrücke.
Jeder Comicsalon ist wie ein Familientreffen. Man trifft sich, freut und und feiert, manchmal geht´s heiß und in jedem Fall immer hoch her! Die Comicbranche ist meist recht lieb zueinander und das ist sehr schön. Aber: Es gibt auch anderes, ein paar Ausreißer und wie in jeder Familie muss man dann besonders gut aufeinander aufpassen. Es gab dieses Jahr ein paar wichtige Dinge zu klären und das haben wir getan, dazu später mehr.
Hier haben sich die Macher des Comicsalons wieder selbst übertroffen. Die Ausstellungen sind wunderbar - große Inspirationen und toll gestaltet. Die Eisner-Ausstellung, Catherine Meurisse, Lu Yang, Ukraine, Gung Ho, aus dem Kongo und viele weitere: Toll! Ein Feuerwerk an Bildern und Eindrücken, eine Tour de Creativité. Charmant: Die Macher nutzen leer stehende Läden als Galerien - auch gut für andere Städten vorstellbar.
Viele Veröffentlichungen, jedes Jahr aufs Neue. Und Gewinner des Max-und Moritz-Preises plus zahlreiche Nominierungen. Das sind tolles Ergebnisse, immer wieder. Die Comics und Arbeiten, die dort entstehen, sind gut, können sich durchsetzen am Markt und bei den Leser:innen.
Alle sind fröhlich, haben sich lieb und sind gut drauf. Schönes Wetter, relaxed im Stadtpark und integriert in der Erlanger City! Ein Fest der Comics, der Freude an Bildern und Geschichten und der Kreativität!
Großes Kompliment an die Macher Rautie und Max Vähling - tolle Qualität, in Inhalten, Gestaltung und Form! Danke schön! Gibt´s beim Kix-Verlag. Hier ein paar Eindrücke.
Künsterl:innen aus der Ukraine! Animation aus China! Künstler:innen aus dem Kongo! Und vieles mehr. Über den Tellerrand, andere Themen, Formen, Bilder und Botschaften! Und schon wird´s spannend.
Ein tolles Beispiel und nicht das einzige: Gung Ho von Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg. Und es gibt viele weitere Perlen zu finden. Hier liegen sie vor, anderswo sind sie viel schwerer oft zu finden.
Jetzt wird´s etwas ernster.
Das finden die meisten wahrscheinlich gar nicht so schlimm: es ist alles wie früher. Die Verlage sind da, die Zeichner:innen auch, Besucher:innen gibt´s ebenfalls viele - alles ist bekannt und eigentlich so wie früher, als habe es die vier Jahre Pause gar nicht gegeben.
Aber: es sind eben auch alle älter geworden. Und außer, dass die Expositionen der Verlage zum zweiten Mal in Zelten stattfinden, hat sich nicht viel verändert. Und das sollte zu denken geben. Denn: Alle anderen Medienbranchen drum herum ändern sich. Teils, weil sie es müssen, aber auch weil es gar nicht anders geht. Stillstand kann schnell zu Rückschritt führen. Gibt es ausreichend Ideen, Konzepte und Ansätze, um Nachwuchs zu generieren: bei Leser:innen oder User:innen, für Content-Gestalter:innen und -Produzent:innen? War das ausreichend sicht- und spürbar, hier oder in anderen Kanälen? Bietet die Comicbranche insgesamt ihren Mitgliedern ausreichend Perspektiven, sieht man das überhaupt als Thema? Oder werkelt und wurschtelt jeder für sich hin, kauft vor allem Lizenzen und ab und zu purzelt eine kleine Perle auf den Tisch?
In einigen Bereichen war zu sehen, dass die Verlage in ihren Aussendarstellungen sich einander angleichen. Das Format der Messe lässt wenig Spielraum, aber auch der wurde fast gar nicht genutzt. Nur ganz wenige große waren deutlich unterscheidbar, über Farben und große Logos. Alle anderen: Büchertisch an Büchertisch, kein Branding, keine zentralen Aussagen oder Bilder, und damit keine Identitäten. Das ist äußerst schade, besonders, wenn man die Menschen erreichen und von ihnen erinnert werden will. So kommt es auf den persönlichen Kontakt an, welcher in Gedränge, Hitze und Laut alles andere als leicht fällt. Kann man aber alles verbessern.
Digitale Bilder und Darstellungen? Nein, nicht an den Ständen (oder nur ganz klein und ganz wenig). Erstaunlich, weil die Zeichner zumeist viel weiter sind, also ganz viel Material vorliegt und genutzt werden kann.
Digitale Comics? Ja, gibt es. Bei den Kleinen und Unabhängigen. Bei den Großen dagegen: eher weniger. Es macht nicht den Eindruck, als ob hier über Versuchsstadien hinaus gegangen wir. In Kreation: ja. In Distribution und User-Kommunikation scheint diese Branche noch sehr am Anfang, besonders, wenn man sie mit anderen vergleicht: mit Zeitungen, Zeitschriften, TV, Online-Unternehmen, Händlern, Produzenten oder ganz anderen Branchen.
Am deutlichsten zeigt es sich bei den digitalen Erlösmodellen: hier wird fast nix angeboten, außer dem Verkauf von Büchern, also Printprodukten, auf der eigenen Website oder über andere Kanäle. Das ist aber lediglich Standard, andere sind hier viel weiter. Zum Beispiel Medienkonzerne wie die Axel Springer AG: mit sehr guten und ausdifferenzierten Abomodellen. Oder die oft hoch innovative Pornobranche, die schon immer Vorreiter war, wenn´s ans Geld der Usergehen soll: mit Bezahlmodellen für kleinste Produkte.
Insgesamt stellt sich die Frage, ob Themen und Fragen der Digitalen Transformation ausreichend angekommen und angenommen werden. Wird genug in anderen Branchen geschaut? Werden User-Trends gut aufgegriffen, insbesondere beim Angebot der Medien und den daraus folgenden Anforderungen an Inhalte und Gestaltung?
Ein mögliches Szenario ist, dass die Branche altert und langsam vergeht. Und dabei könnte sie auch in Zukunft so vieles sein: Ein ständig sprudelnder Quell an guten Ideen, mit Geschichten für alle Menschen, die Sinn, Zusammenhalt und Freude schenken können und damit einen wichtigen Beitrag für unser Zusammenleben stiften.
Dafür muss der Quell aber auch gepflegt, die Pflänzchen drum herum gegossen werden. Passiert das ausreichend? Kleinverlage kommen und verschwinden wieder. Zeichnen puzzeln vor sich hin, entwickeln Neues über lange Zeit, aber nur manchmal passt es, oft aber auch nicht. Bewegen sich die (vermeintlich) "Großen" ausreichend und haben sie genug Innovationskraft, um alle anderen mitzureissen? Zeigen Sie neue Ideen, Technologien und Konzepte? Bieten Sie klare Strukturen und Prozesse zum Beispiel zur Förderung des kreativen Nachwuchses? Sind diese so zu erkennen, damit sie jenen ausreichend Perspektiven für ihre berufliche Zukunft und damit langfristig die der Branche bieten?
Daran kann man arbeiten. An vielem anderen natürlich immer und auch.
... war es wieder ein sehr sehr toller Salon! herzlichen Dank, Erlangen und Kulturamt: Ihr macht einen tollen Job!
Have fun to explore.