Der Fall COMIXENE vs. Nils, Pippo & "Die Unter-Stützer:innen"

Der Fall COMIXENE vs. Nils, Pippo & "Die Unter-Stützer:innen"

Wie eine Gruppe aus der Comicszene gegen Rechts ins Feld ziehen will und dabei auf die falschen Ziele schiesst. Nur: leider ohne Beweise.

Es ist ein Text erschienen: "Kante zeigen: Was Grafische Literatur uns gelehrt hat – zum großen Dank!" wurde am 11.7.21 auf der Website www.comic.de veröffentlicht, in ein paar Tagen soll dieser in der Zeitschrift ALFONZ 3/21 erscheinen. Die Initiatoren Nils O., Pippo T. und ihre Mitautoren samt einem Kreis von "Unterstützer:innen" behaupten heftige Vorwürfe gegen René L., den Herausgeber der COMIXENE. Im Vorfeld schrieben sie mich an, um mich für ihre Aktion zu gewinnen. In einem folgenden Mailwechsel vom 27. bis 30.6.21 wollte ich von ihnen Hintergründe und Grundlage für ihre Anklage und Aktion erfahren. Ich entschied mich dagegen, denn: Sie legten überhaupt keine stichhaltigen Beweise vor! Es löste sich alles in Luft auf.

Worum es geht: um journalistische Sorgfalt bei einer Kurzmeldung und besonders um Aufmerksamkeit für die Falschen.

Die COMIXENE ist eine Institution der Comicszene, verankert und entstanden in den Siebzigern im linksliberalen Milieu, der auch ein Großteil ihrer Leserschaft angehört. René hat sie vor einigen Jahren wiederbelebt, da er einst bei der Gründung dabei war. Mit sehr viel persönlichem Einsatz hat er es wieder zu einem wichtigen Leitmedium geführt. Dabei hat er sich besonders um Kleinverlage, Künstler, Zeichner und Autoren gekümmert, deren Arbeiten vorgestellt, immer ein wichtiges Anliegen, mit einem sehr breiten Themenspektrum und insgesamt sich sehr um die Comicszene verdient gemacht. Dabei fragt er immer wieder proaktiv nach Autoren und Unterstützern. 

In der Märzausgabe der COMIXENE, Nr. 138/21, hat René einen groben Fehler begangen: In einer der Kleinmeldungen der Zeitschrift veröffentlichte er in vier Sätzen aus einem Pressetext eines rechten Verlags aus dem Neonazispektrum, ohne dies sorgfältig zu prüfen, wie es seine journalistische Pflicht gewesen wäre. Die Autoren des Textes formulieren es so: "... Der Comixene-Herausgeber hatte einem Comic-Verlag, der mit dem mittlerweile auch vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordneten und daher beobachteten Unterstützerverein für rechte Umtriebe „Ein Prozent“ verknüpft ist, eine Bühne gegeben.  ...". Richtig: Niemand will, dass ein solcher Verlag eine Bühne bekommen und Aufmerksamkeit erhalten kann, so wie es auf Fachmessen bereits der Fall war, weil unbedachte Veranstalter sie zugelassen hatten.

René hat sofort reagiert und sich für seinen Fehler öffentlich entschuldigt.

Er erkannte den Fehler, gestand ihn ein, zeigte Reue, entschuldigte sich sofort öffentlich, mit großer Scham, wie ich fand. Er sicherte nachvollziehbar und m.E. glaubhaft zu, dass er alles für ihn Mögliche und Erforderliche tun will und wird, um einen solchen Fehler künftig nicht mehr passieren zu lassen. Dieser Vorfall führte dann zu sehr heiß geführten Diskussionen. Im Verlaufe derer ist er sehr hart, persönlich kränkend und ehrverletzend angegangen worden. Ihm wurde vorgeworfen, ebenfalls weit rechts zu stehen, im Spektrum eben jenes Verlages, Vorwürfe wie “rechtsversifft” und ähnliche fielen. Er hat sich dann sehr zurückgezogen, erstmal nicht weiter öffentlich dazu geschrieben, aus Scham und Kränkung. So ginge es mir auch, setzte ich mich seit vielen Jahren meines Lebens für die Comicszene, die Künstler*innen und Organisationen ein und man würde dann so mit mir umgehen. In ALFONZ ist dann deren Stellungnahme erschienen. Jetzt von René erstmals wieder ein Text in der jüngsten Ausgabe der COMIXENE, was bestimmt nicht einfach für ihn war. Beide sind neue Anlässe für seine Gegner. Denn jetzt begehen sie ihre Kampagne, in der sie öffentlich in der nächsten Ausgabe der ALFONZ und auf der Website comic.de zur allgemeinen Ächtung von René selbst und der COMIXENE aufrufen, mit einer Mobilisierung möglichst vieler Akteure.

Die Grundlage der Anklage? Eine Mail von Nils. 

Wichtigste Grundlage der Kampagne ist eine Mail, die Nils an René gesendet haben will. Die Verfasser des Textes schreiben: "... Erschwerend kommt hinzu, dass der Herausgeber im Vorfeld mehrfach konkret auf diesen Hintergrund und so auf die Beihilfe zur Salonfähigkeit hingewiesen wurde. ...". Dazu schrieb mir Nils, er habe René am 7. Januar mit einer Mail “gewarnt” und ihm jenen Verlag mit Namen genannt. René habe also wider besseres Wissen gehandelt und daher sei Absicht im Spiel. Eine Mail, die für mich anhing, sei der Beweis. Das wollte ich nachprüfen und habe René direkt gefragt (was die beiden nicht getan hatten), ob er denn diese Mail erhalten habe. Er schrieb mir:  “… Ich habe am 1.3. einen Brief von Nils erhalten. Da war das Heft schon im Druck. Vorher kam nichts. …”  und weiter: “… Habe im Januar kein Mail erhalten. Finde auch nichts im Fach der gelöschten Mails. …”. 

René sagt also, er habe KEINE Mail und KEINE Warnung von Nils erhalten und damit widerspricht er deutlich dessen Aussage. Hat er sie dann übersehen, überlesen, aus Versehen gelöscht? Oder hat er sie oder auch andere Hinweise zwar erhalten, aber einfach ignoriert? Und wenn ja: Warum sollte er das tun? Dazu schreibt er mir: “… Hätte ich vom Hintergrund von {...} gewusst, hätte ich das Heft doch nicht erwähnt. Bin doch nicht blöd. …”. Denn mit einem solchen Shitstorm hätte er rechnen müssen, wenn er wider besseres Wissen publiziert hätte: 1.) besonders bei seiner Leserschaft, deren Hintergrund und Werten, und 2.) bei der aufmerksamen Comicszene und ihren vielen, manchmal leicht erregbaren Akteur*innen ohnehin.

Aber: Nils hat seine Mail an eine falsche Adresse geschickt und René nie erreicht. Keine Mail = kein Beweis.

Also nochmal zurückgefragt, weil das ja alles nicht zusammen passte: An welche Mailadresse Nils denn seine Mail überhaupt geschickt habei? Nachfrage dann bei René: Jene Mailadresse gehört ihm gar nicht! Seine Antwort: “… comic.ch gehört (leider) nicht mir und  rlehner[at]comic.ch  hat es nie gegeben. …”. Rumms! Die Mail von Nils, auf der die gesamte Anklage fusst, hat René also nie erreicht! Und Nils hat versäumt nachzufragen, ob seine Mail denn angekommen sei. Es gab also KEINE Vorwarnung von Nils! Damit ist die gesamte Argumentation, René habe wider besseres Wissen gehandelt, falsch. Denn sie ist aus einer Mail abgeleitet, die Nils an eine verkehrte Adresse geschickt, es aber nicht gemerkt und nicht geprüft hat.

Die nächste Frage, zur Absicherung, war: Gab es weitere Hinweise von ihnen oder anderen VORHER an René, aufgrund derer er das hätte wissen können? An diesem Punkt drehte sich die Argumentation: Sie selbst, also Nils, Pippo und einige andere hätten es gewusst, also hätte René es doch AUCH wissen müssen (was er selbst ja deutlich verneint, siehe oben, andere übrigens auch nicht, mich eingeschlossen, gebe ich zu, also: kein common knowledge). Auf die mehrfache Nachfrage nach anderen konkreten Hinweisen per Mail, Telefon oder im persönlichen Gespräch (schließlich haben Nils und René ja mal zusammen gearbeitet), kommt von ihnen wieder nichts, kein weiterer oder neuer Beweis! Niemand hat ihn vorher proaktiv aufmerksam gemacht. Sie habent keinen Beweis für einen Hinweis von ihnen, den er ignoriert hat. Sicher, er war nicht sorgfältig bei der Recherche und hat nicht ausreichend geprüft, aber dieser Vorwurf ist ja ein ganz anderer. Das Ergebnis also: Die ganze Kampagne hat keine tragfähigen Beweise und entbehrt jeder Grundlage. 

Damit wäre die Anklage eigentlich erledigt. Denn: kein vorheriger Hinweis = keine Unterlassung. Immer noch ein grober Fehler, aber nicht mehr und nicht weniger. Und die Kampagne müsste auch beendet sein. Denn den zentralen Beweis als wichtige Grundlage der Anklage, nämlich die vorherige Benachrichtigung durch jene Mail von Nils, gibt es also nicht! Das ist für die Akteure ganz schön doof, denn diesen Umstand hätten sie auch selbst rauskriegen können, z.B. nachfragen oder anrufen, wenn es ihnen denn so wichtig gewesen wäre. Die Mühe haben sie sich aber nicht gemacht. Dafür gehen sie jetzt aber einen Schritt weiter.

Die Unterstellung ist, er sei ein "politischer Überzeugungstäter", also: er sympathisiere und handele mit Absicht. Ernsthaft? Wie das denn?

Aus ihrer falschen Annahme, er habe es VORHER gewusst, leiten die Ankläger ab: "... Doch alle wohlwollenden Zurufe wurden ignoriert, was Langzeitbeobachter:innen aber kaum überrascht hat, da sich der Herausgeber auch schon bei anderen Themen mit anachronistischer Sprachpflege als politischer Überzeugungsstäter gezeigt hatte. ..." René habe die Meldung also nicht nur wider besseres Wissen, sondern sogar aus politischer Überzeugung so publiziert, behaupten sie! Das ist ein noch viel schwerer wiegender Vorwurf, für den es harte Belege bräuchte. Aber welche Beweise liefern sie? Im Text selbst nennen sie keine, nur dass es "Langzeitbeobachter:innen" schon lange aufgefallen sei ... (oh je, an welche Parallelen das erinnert). Und warum? Das sind die Gründe, welche sie mir zur Legitimierung ihrer Aktion nannten.

Nur “alte weiße Männer” würden René unterstützen (damit fühlte ich mich auch schon angesprochen). Als seien sein Alter und das eventueller Fürsprecher ernsthaft Gründe, ihn anzuklagen? Auch der Nils hat bereits Altersgrenzen überschritten, und Pippo bekommt das bestimmt ebenfalls mal hin. Tröstlich: Mit Alter kommt manchmal Erfahrung. 

Seine Redaktion sei nicht “bunt” und nicht “divers” genug.  Nach meinem Wissenstand sind die COMIXENE-“Redaktion” oder der -Betrieb vor allem René und seine Frau, die das Unternehmen als Kleinbetrieb wuppen, mit 50/50 sind sie deutlich ausgewogener als andere Unternehmen. Dazu ein paar m.o.W. freie Autoren, also: viel Arbeit auf wenigen Schultern. (In der ersten Diskussion hab ich einen der sehr lauten Ankläger gefragt, ob er René und die COMIXENE bei der Aufarbeitung dieses wichtigen Themas unterstützen könne? Antwort: Nö, keine Zeit, er habe Wichtigeres zu tun.) Ergebnis: Die beiden “Argumente” sind so gar nicht tragfähig: 1.) Beides tut überhaupt nix zur Sache. 2.) Bessere Ergebnisse wären durch noch “diversere” Hintergründe oder “Nicht-Alte” auch nicht gewährleistet, man kann mit ihnen genauso doof sein wie ohne sie. Besser sind Austausch und Diskussion, die fanden hier aber nicht statt. 

René habe das Angebot von Nils zur Mitarbeit an seinem Statement nicht angenommen. Nils hat Kenntnisse mit der rechten Szene und sieht sich selbst als Experten durch seine vielen anderen Projekte zum Thema. Aber: René entschied, allein seine Ehre zu verteidigen, was sein gutes Recht ist, aber im Nachhinein auch ein taktischer Fehler war, denn dann hätte Nils jetzt einen Grund weniger ihn anzugreifen. 

Er habe ein “Schweigegebot” verletzt, weil er den Namen (nochmal) in seinem Statement in der Folgeausgabe erwähnt habe. Damit bezieht Nils sich nicht auf eine vereinbarte Aktion, nur auf eine Aufforderung, die er verschickt habe. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass in diesem Zusammenhang jener Name noch öfter fällt? Richtig: sehr hoch und genau so funktioniert Guerilla-Marketing. Auch diese beiden Argumente sind keine ausreichenden Grundlagen, René öffentlich zu verurteilen und dann zu kreuzigen. Er macht nicht das, was sie wollen und deswegen, mimimi, jetzt kriegt er was von ihnen zurück? Sie geben kein gutes Bild ab. 

Außerdem stellten sie Mutmaßungen an, was er wohl denken oder tun würde, “Hirnpfurz”, “Bubble” und weitere Begriffe fielen. Aber mit ihm selbst hatte keiner gesprochen, so von Bubble zu Bubble. Welche hat wohl die dickeren Wände: seine oder deren? Alle Punkte klingen recht wirr, sollen aber mit einigen schönen Keywords legitimieren. 

Zur Basis: von Moral, Humanismus und Mangel an Demokratieverständnis

Grundsätzlich ist das Eintreten gegen Rechts gut, richtig und wichtig! Nur diese Aktion ist moralisch sehr fragwürdig. Denn die Autoren setzen bewusst, wie sie selbst schreiben, Methoden ein, welche sonst die Gegenseite nutze, also Nazis. Sie rechtfertigen dies damit, dass sie es für den richtigen Zweck täten, weswegen das gut sei - was kaum zu glauben ist, schreiben sie es nicht so: “… Wer jetzt sagt, dass dieses mit dem Finger auf Personen zeigen und Boykottaufrufe doch den Methoden jener so verhassten Nazis ähneln, der übersieht den feinen Unterschied: Die genannten Methoden, die im übrigen keine neue Erfindung der digitalen Ära sind, werden für das genaue Gegenteil eingesetzt. Auf der einen Seite, um Humanismus und Demokratie zu zerstören, auf der anderen, um diese zu verteidigen. Somit stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob oder inwieweit diese Methoden in Ordnung sind oder wie oft sie zum Einsatz kommen dürfen. Es stellt sich lediglich die Frage, auf welcher Seite jede:r Einzelne steht bzw. stehen will. …”. (Quelle: aus jenem Text, Hervorhebungen von mir.)

Oh je! Der heilige Zweck rechtfertigt also alle Mittel und Methoden, und seien sie auch noch so krude und schlimm - das ist ernsthaft ihre Maxime?! Damit diskreditieren sie ihre ganze Aktion und die im Kern eigentlich mal gut gemeinte Absicht. Wo ist mit dieser Haltung ihre Grenze, was und gegen wen werden sie sich noch alles erlauben? Wenn man nur ein wenig darüber nachdenkt, darf man sie gar nicht unterstützen, wenn sie so etwas schreiben und ernst meinen. Auch wenn sie keine “Unmenschen” sein wollen, wie sie glauben – mit einer solchen Haltung werden sie es schwer haben. So argumentieren z.B. totalitäre Regimes bei Urteilsverkündungen und kurz vor deren Vollstreckungen. 

Zum vorgeblichen "Humanismus" und dem Demokratieverständnis der Aktion: Die Autoren jenes Textes adeln sich selbst als den "... Teil der Comic-und-Manga-Community, der humanistisch-demokratische Grundwerte lebt, ...". Wie sie hier hingegen handeln, zeigt das genaue Gegenteil: Nils, Pippo und ihre Kumpan*innen fahren eine Aktion, die darauf ausgerichtet ist, jemanden persönlich massiv zu diskreditieren und so zu schädigen, dass auch gleich seine berufliche Basis zerstört wird. Ihre Grundlage sind Behauptungen, für die sie, wie sie inzwischen wissen, keine ausreichenden Beweise haben, nur Vermutungen - das soll menschlich sein? Oder gar demokratisch, wozu nach meinem Verständnis auch ein funktionierender Rechtsstaat und dessen Prinzipien gehören? Ihre Kampagne hat so mehr mit Verleumdung und öffentlicher Diffamierung zu tun, also etwas, wogegen man sich auch rechtlich zur Wehr setzen könnte. 

Warum haben so viele "Unterstützer:innen" unterschrieben? Gegen Rechts sein ist gut, richtig und wichtig! Aber diese Aktion ist falsch, weil ohne Beweise und damit ohne Grundlage. 

Sprachstilistische Gründe können es ja nicht gewesen sein, die sie überzeugten (es sei denn, man steht auf den Duktus klein-revolutionärer Grüppchen aus den Siebzigern). Sehr wahrscheinlich wollten die Unterstützer:innen einfach nur gut und gegen Rechts sein. Das ist grundsätzlich sehr wichtig und richtig. Aber vielleicht haben den Rest dieses Textes nicht gelesen, die verquaste Sprache erleichtert das Lesen und Verstehen nicht gerade, dann hätte ihnen die seltsame Moral schon auffallen dürfen. Und sehr wahrscheinlich glaubten sie die Behauptungen und wussten nicht, dass die Beweise gar nicht stimmen? Das wäre aber sehr unverständlich, denn Nils und Pippo wissen ja seit mehreren Wochen VOR der Veröffentlichung, dass ihre wichtigsten Beweise falsch sind  - haben sie dann die anderen nicht aufgeklärt? Es stehen einige Personen mit Namen auf der Liste, bei denen ich gedacht hätte, dass ihnen solche Umstände nicht egal wären, und die jetzt Gefahr laufen, vor einen ganz anderen Karren gespannt worden zu sein. Vielleicht verfügen Nils und Pippo ja über noch mehr geheime Informationen, von denen wir alle noch nichts wissen durften - es bleibt spannend. Ein gewisser Druck wurde schon ausgeübt, als ich Fragen stellte: Ich wüsste ja jetzt, wo sie mich künftig "verorteten", also in der Ecke ihrer Feinde ... - ein großer Unsinn, nur weil ich nachgefragt hatte und es mir einfach nicht so vorstellen konnte, wie sie es behaupteten.

Und warum ziehen Nils und Pippo ihre Kampagne trotzdem durch? Obwohl sie wissen, dass ihr wichtigster und einziger Beweis nicht existiert und sie keine anderen Beweise vorlegen?

Das ist alles schwer zu verstehen: Vor der ersten Veröffentlichung war bereits klar, dass ihr zentraler Beweis als Grundlage sich in Luft aufgelöst hatte. Andere können sie nicht zeigen, trotz vieler deutlicher Nachfragen. Warum machen sie weiter und führen ihre Aktion mit so vielen Leuten durch, ohne echten Beweis? Ist es ihnen egal? Diesen Eindruck vermittelten sie mir: der Spaß an der gemeinsamen Aktion sei so schön und groß. Warum gehen sie nicht die richtigen Gegner an und setzen dort ihre Energie ein? In ihren Ankündigungen sparen sie ja nicht mit großen Worten. Aber trauen sie sich an solche ran? Nein, mit denen wollten sie nicht reden (was ja auch gar nicht die Anforderung ist, sie sollen sie vielmehr wirksam bekämpfen). Und warum wollen sie statt dessen ausgerechnet René treffen und ihm damit schaden, persönlich und beruflich? . 

In der Zwischenzeit: ...

Wie mein Freund und Kollege Georg von W., Rechercheur aus Leidenschaft, mit wenigen gezielten Klicks schnell heraus fand, ist die Freude beim politischen Gegner unverholen groß: "... und nachdem man gelesen hat, was die linksliberale Comicszene so vom Stapel lässt, darf man keine großer Erwartungen hegen. Trotzdem werden wir amüsiert die nächste Runde erwarten; wenn allein die bloße Existenz solche Schnappatmung auslöst, was soll erst passieren, wenn man sich weiter ausdehnt? Wir werden immerhin weiter an uns arbeiten. Von der linksliberalen Comicszene erwarten wir indessen keine kritische Selbstreflexion und ob wir deren Gefühle verletzen ist uns vollkommen egal. ..." (Quelle: der betreffende rechte Verlag, der ungenannt bleibt, hat sich so wörtlich auf seiner Website geäußert, mitsamt den Rechtschreibfehlern, die Adresse verlinke ich wg SEO nicht, kommt auf Anfrage.) 

Wovon die Gegner profitieren, nennt sich "Streisand-Effekt" (ein weiterer guter Hinweis von GvW): der Versuch, eine unliebsame Information zu unterdrücken, erreicht das Gegenteil, indem das ungeschickte Vorgehen, in diesem Fall von Nils, Pippo und ihren Unterstützern, eine öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt, welche das Interesse an der Verbreitung der Information deutlich steigert. Das haben Nils, Pippo und alle, die mit ihnen arbeiten, nun geschafft, herzlichen Glückwunsch. Was sie jedoch nicht zeigen, sind Mut, Finesse, Kreativität und Kraft, die es bräuchte, ihre eigentlichen Gegner wirksam anzugehen. Stattdessen arbeiten sie mutwillig an der Zerstörung eines wichtigen Mediums, welches nicht nur sie selbst und viele andere Akteure wirksam gefördert hat. Und welches für die Aufklärung und Information über rechte Organisationen, deren Akteure und Aktion auch in der Comicszene künftig genau die Basis für gute Gegenwehr liefern könnte. 

Wenn es nicht alles so sehr traurig wäre, nennten wir es eine Farce. Vielleicht in ein paar Wochen, aber bis dahin passiert bestimmt noch was. 

Stephan Probst, 21. Juli 2021

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